Pilgern auf dem Jakobsweg - Der Saargau bei Merzkirchen.

Serrig und der Weg der Jakobspilger

Serrig liegt den Jakobspilgern zu Füßen – Serriger wandern auf dem Jakobsweg

Redaktion

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Walter Töpner hat als erfahrener Pilger viele Wegstrecken des europäischen Jakobsweges beschrieben. In seinen zahlreichen Buchveröffentlichungen gibt er wertvolle Tipps und praktische Informationen für die Reisenden auf den Jakobsstraßen. Mit seinem Buch „Magische Momente am Jakobsweg“ – Von Landschaften, Wegmarken und Menschen am Camino de Santiago, präsentiert er einen neuen Reiseführer aus der Perspektive des Pilgernden. Das bebilderte Taschenbuch, 200 Seiten, ISBN 978-3-7902-1968-5, ist im Paulinus Verlag erschienen. Drei auf dem Buchmarkt erhältliche Bände von Dr. Töpner widmen sich den Jakobswegen in Deutschland und Frankreich. Hier beschreibt der Autor den Weg durchgehend von Magdeburg an der Elbe über Köln, Trier, Vézelay und Périgeux bis zu den Pyrenäen. Der 2005 im Paulinus Verlag Trier erschienene Band 2 – Rheinland, Eifel, Lothringen, Burgund -, Paulinus Verlag, 235 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, beschreibt auch den Blick rund um Serrig und in das Saartal.

Serrig und der Weg der Jakobspilger

Von Dr. Walter Töpner

Im Mittelalter führten viele Wege der Jakobspilger von Köln über Trier nach Frankreich. Die Route eines wieder neu erschlossenen Fernwanderweges führt von Konz über Saarburg, Kastel nach Metz. Sie verbindet die Mosel und ein Stück der unteren Saar mit Frankreich. Unterwegs auf der Höhe bei Kastel liegt Serrig den heutigen Jakobspilgern praktisch zu Füßen.

Die Klause hoch über den Saartal mit Blick auf den Weinort Serrig.
Die Klause hoch über dem Saartal
mit Blick auf den Weinort Serrig. Foto: Archiv

Als die Kunde von der Entdeckung des Jakobsgrabes im nordspanischen Santiago de Compostela sich in ganz Europa wie ein Lauffeuer verbreitet hatte, machten sich die Menschen dorthin auf den Weg. Man nannte sie Jakobspilger und die Wege, die sie gingen, Jakobswege. Auf dem Weg hinter Trier folgten die Pilger den Römerstraßen, manchmal waren es auch Kaufmanns-, Kloster- oder sog. Reliquienstraßen.
Von Serrig oder der Jugendherberge in Saarburg geht es aufwärts durch den Wald zur Klause bei Kastel. Hier gibt es reizvolle Ausblicke ins Saartal. Der hübsche Weinort Serrig, den man wegen des hier beginnenden Weinbaus als das „Tor zum Saarwein“ bezeichnet, liegt den Pilgern hier gleichsam zu Füßen. Die schon in keltischer Zeit bestehende Talsiedlung stand in enger geschichtlicher Beziehung zu der auf der gegenüberliegenden Saarseite liegenden befestigten Bergsiedlung (Kastel-Staadt). Auf einem Felssporn hat hier Karl Friedrich Schinkel 1834-38 eine Klause erbaut, die als eine der harmonischsten Verbindungen von Bauwerk und Landschaft gilt. Schon in keltisch-römischer Zeit und im Mittelalter und war dieser Felsen eine geweihte Stätte. Die geheimnisvollen Felskammern mit der Kreuzauffindungskapelle und eine Rundbogennische mit dem Hl. Grab wurden wahrscheinlich schon in der Kreuzfahrerzeit in Erinnerung an Jerusalem verehrt. Von der im 16. Jh. erbauten Kirche und Klausnerwohnung sind noch Teile vor allem im Untergeschoß erhalten.

Pilgerreisende vor der ehemaligen Pfarrkirche  St. Johannes
 der Täufer auf dem Kasteler Hochplateau. Die Kirche wurde
als Gedenkstätte in den anschließenden Ehrenfriedhof der 
Gefallenen des zweiten Weltkrieges einbezogen.
Pilgerreisende vor der ehemaligen Pfarrkirche St. Johannes
der Täufer auf dem Kasteler Hochplateau. Die Kirche wurde
als Gedenkstätte in den anschließenden Ehrenfriedhof der
Gefallenen des zweiten Weltkrieges einbezogen.
Bildquelle: Dr. Walter Töpner

Die Grabkapelle mit schwarzem Sarkophag wurde für den blinden König Johann von Böhmen errichtet, der 1346 in der Schlacht von Crécy gefallen war. Ihm begegnen die heutigen Pilger wieder im nahe gelegenen Freudenburg, wo König Johann von Böhmen 1337 eine stattliche Burg auf schmalem Felsen erbaute, die einen kühnen Grundriss aufweist, der sich an die natürlichen Gegebenheiten anpasst. Reste des Palas und der Wohngebäude stehen noch, 1646 wurde die Burg leider im Streit zwischen dem Trierer Erzbischof und der Trierer Abtei St. Maximin zerstört. An der Burg vorbei steigen die Pilger dann in das Tal des Leukbaches hinab und ziehen, das nächste große Etappenziel Metz vor Augen auf schnurgeradem Weg durch den Wald. Im abgelegenen Grenzgebiet von Kesslingen treffen sie auf die Jakobskapelle aus dem 15. Jh.. Leider sind aber viele Spuren der Jakobspilger im Grenzgebiet im Laufe der wechselvollen Geschichte mit Frankreich verloren gegangen.Wenn die Jakobspilger heute die Klause von Kastel wieder verlassen, können sie in der nahe gelegenen St. Johannes Kapelle Kraft und Hoffnung für den weiten und gefährlichen Weg nach Spanien schöpfen. Immerhin liegt Santiago de Compostela von hier noch rund 2300 km entfernt. Der Anblick von Serrig wird ihnen aber auf ihrem langen Weg stets in schöner Erinnerung bleiben.

Aus: Walter Töpner, Wege der Jakobspilger – Band 2- Rheinland, Eifel, Lothringen, Burgund, Paulinus Verlag, 235 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, Maximineracht 11c; 54295 Trier , ISBN 3-7902-1310-1. Der 2008 im Paulinus Verlag Trier erschienene Band 3 aus der Reihe „Wege der Jakobspilger – Burgund, Berry, Limousin, Périgord, Landes, Pyrenäen von Dr. Walter Töpner beschreibt den Vézelay-Weg in Frankreich und füllt damit eine Lücke in der Beschreibungen von europäischen Jakobswegen zwischen Deutschland und Spanien. Zusammen mit Band 2 liegt damit erstmals ein geschlossen beschriebenes Wegkonzept von Deutschland (Köln-Trier-Saarburg) durch Frankreich bis zu dem Pyrenäenkloster Roncesvalles vor, das am Ausgangspunkt der spanischen Jakobswegroute, des Camino der Santiago liegt. Der Weg von Vézelay war im Mittelalter einer der vier Hauptwege der Jakobspilger in Frankreich. Trotz ihrer großen Popularität im Mittelalter zählt diese Pilgerstraße aber heute noch zu den eher weniger bekannten großen Jakobsrouten in Frankreich. Sie beginnt in Vézelay, einem berühmten Wallfahrtsort mit dem Grab der hl. Maria Magdalena. Walter Töpner hat sich in Deutschland und Frankreich auf die Suche nach Spuren der Jakobspilger gemacht und ist diese Route selbst zu Fuß gegangen. Der vorliegende Führer richtet sich nicht nur an Wanderer, sondern auch an Radfahrer.


Extra von regiodrei: Serriger auf dem Jakobsweg von St. Jean Pied de Port nach Santiago de Compostela

Pilgerstrecke auf dem Jakobsweg.
Pilgerstrecke auf dem Jakobsweg. Foto: Klaus Rommelfanger

Serrig. Seit über 1000 Jahren wird zu dem spanischen Ort Santiago de Compostela am Finisterre gepilgert. Es gibt zahlreiche Gründe, die den Pilger auf den Weg zur Kathedrale von Santiago de Compostela bringen: kulturelle Erlebnisse, religiöse Motive oder sportliche Leistungen, oft auch einmal das Ziel Grenzerfahrungen zu machen. Die Diskussion darüber, wer ein wirklicher Pilger ist, wird nie zu Ende gehen. Eines haben aber fast alle gemeinsam: Am Ziel angekommen erlebt man die Faszination eines weltbekannten Wallfahrtsortes mit imposanten Bauwerken der Renaissance und des Barock. Vera und Klaus Rommelfanger aus Serrig waren zweimal auf dem „Camino“ unterwegs. mehr

Am Ziel in Santiago Santiago de Compostela in Spanien angekommen, kann man nur durch Vorlage des Pilgerpasses mit Pilgerstempel die „Compostela“ erhalten.
Am Ziel in Santiago Santiago de Compostela in Spanien angekommen, kann man nur durch Vorlage des Pilgerpasses mit Pilgerstempel die „Compostela“ erhalten. Die Compostela ist eine Urkunde, die den Nachweis erbringt, aus religiösen Gründen nach Santiago gepilgert zu sein. Foto: Klaus Rommenfanger

Textquelle: 1. Dr. Walter Töpner, Serrig und der Weg der Jakobspilger. 2. Aus: Walter Töpner, Wege der Jakobspilger – Band 2- Rheinland, Eifel, Lothringen, Burgund, Paulinus Verlag. 3. Buchbeschreibungen Band 3. Mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung durch den Autor.

Bildquellen: Dr. Walter Töpner, Klaus Rommenfanger

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