Reisen: Der Canal du Midi in Südfrankreich – Ein Meisterwerk der Wasserbaukunst

Der Canal du Midi ist ein beeindruckendes Wasserstraßenbauprojekt im Süden Frankreichs. Mit seiner eindrucksvollen Geschichte, seiner innovativen Ingenieurskunst und seiner malerischen Umgebung zieht er jedes Jahr Touristen aus der ganzen Welt an. Der Canal du Midi wurde 1969 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und ist ein bedeutendes Kulturerbe Frankreichs und eines der faszinierendsten Wasserbauwerke der Welt.

Dieser Beitrag gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte, die Technik und die Bedeutung des Canal du Midi.

Die Geschichte:

Statue von Pierre Paul Riquet in Béziers, Frankreich. Foto: hb
Statue von Pierre Paul Riquet in Béziers, Frankreich. Foto: hb

Der Bau des Canal du Midi begann im Jahr 1666 unter der Leitung von Pierre-Paul Riquet, einem visionären Ingenieur aus dem Languedoc. Das Hauptziel war es, eine künstliche Wasserstraße zu schaffen, die den Atlantik mit dem Mittelmeer verbindet und den Seeweg um die gefährliche Landzunge von Spanien vermeidet. Dies würde den Handel zwischen den beiden Meeren erleichtern und die wirtschaftliche Entwicklung der Region fördern. Das Baurojekt war das zweitgrößte unter der Regentschaft von Ludwig XIV nach dem Schloss Versailles. Der Bau des Kanals dauerte 14 Jahre und wurde ohne moderne Baumaschinen oder Technologien durchgeführt. Stattdessen verließ sich Riquet auf ein ausgeklügeltes System von Schleusen, Aquädukten und Reservoirs, um das Wasser aus den Pyrenäen in den Kanal zu leiten. Die offizielle Einweihung des „Königlichen Kanal des Languedoc“ erfolgte am 24. Mai 1681 und der Canal du Midi wurde zum Wunderwerk der Ingenieurskunst seiner Zeit. Die letzte Durchfahrt von Handelsschiffen auf dem Canal du Midi erfolgte im Jahr 1990.

Die Technik:

Hafen des des Canal du Midi in Carcassonne. Foto: hb
Hafen des Canal du Midi in Carcassonne. Foto: hb

Der Canal du Midi erstreckt sich über 240 Kilometer von Toulouse im Norden bis nach Sète am Mittelmeer im Süden. Er verläuft durch eine abwechslungsreiche Landschaft, darunter sanfte Hügel, Weinberge, Wälder und malerische Dörfer. 42 000 Bäume wurden im 19. Jahrhundert zwischen Toulouse und Sète gepflanzt. Zur Zeit werden sie durch solche ersetzt, die dem klimatischen Bedingungen besser standhalten. Eine bemerkenswerte technische Besonderheit des Kanals ist sein System von 63 Schleusen, mit denen der Höhenunterschied von 190 Metern überwunden wird. Dieses System erlaubte es Schiffen, sicher auf verschiedenen Höhenniveaus zu lernen und trug zur wirtschaftlichen Blüte der Region bei. Auch 350 besondere Bauwerke wie Brücken und Reservebecken säumen die Kanalstrecke.

Der Canal du Midi wird von zahlreichen beeindruckenden Aquädukten überspannt, darunter der Pont Neuf in Béziers und der Pont-Canal über den Fluss Orb. Diese kunstvollen Bauwerke zeugen von der technischen Raffinesse der damaligen Zeit.

Die Schleusentreppe von Fonseranes

Die Schleusentreppe von Fonseranes. Foto: hb
Die Schleusentreppe von Fonseranes. Foto: hb

Die Schleusentreppe von Fonseranes bestand unsprünglich aus insgesamt neun Schleusenkammern, die auf einer Länge von nur 300 Metern errichtet wurden. Heute sind noch 7 Schleusen in Betrieb. Die Schleusen sind so konzipiert, dass sie in einer einzigen Treppe verlaufen, wobei die Boote schrittweise auf unterschiedliche Höhen angehoben oder abgesenkt werden, um den Höhenunterschied von 21,60 Metern zwischen dem Ober- und Unterwasser des Kanals zu überwinden. Die Frachtschifffahrt ist auf dem Canal du Midi fast ganz eingestellt. Heute dominiert die touristische Nutzung durch Hausboote, Ausflugsschiffe und umgebaute Frachtschiffe (Hotelschiffe). Über 10 000 Boote passieren jährlich zwischen März und Oktober die Schleusentreppe von Fonseranes in Béziers.

Um diese Menge bewältigen zu können, wurde ein Einbahnsystem eingeführt, bei dem mehrmals am Tag während fester Betriebszeiten die Boote entweder nur abwärts oder nur aufwärts geschleust werden. In jede Kammer passen drei Touristenboote. Die Schleusung einer Schiffsgruppe beträgt abwärts etwa 30 und aufwärts etwa 45 Minuten. Beim Abwärtsschleusen werden die Schiffsgruppen zusammen mit einer einzigen Kammerfüllung nach unten bewegt.

Das Wasserkeilhebewerk von Fonseranes

Wasserkeilhebewerk von Fonseranes. Foto: hb

Das Wasserkeilhebewerk ist eine besondere Art eines Schiffhebewerks. Die Boote schwimmen auf einer keilförmigen Wasserfläche, die durch ein verschließbares Tor erzeugt wird. Diese Form von Schiffshebewerk schiebt in einer 272 Meter langen Betonrinne das Wasser mit Schiff vor sich her. Das Wasserkeilhebewerk von Fonseranes wurde im Jahr 1983 in Betrieb genommen. Die Stilllegung erfolgte 2001. Das einizige andere Wasserkeilhebewerk der Welt war von 1973 bis 2009 am Canal latéral à la Garonne in Montech in Betrieb.

Die Bedeutung des Canal du Midi:

Canal du Midi bei Le Somail. Foto: hb
Canal du Midi bei Le Somail. Foto: hb

Der Canal du Midi spielte eine bedeutende Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung Südfrankreichs und trug dazu bei, die Region zum Zentrum des Weinanbaus und des Handels zu machen. Er wurde zum wichtigen Verkehrsweg für Waren und trug zur kulturellen und wirtschaftlichen Vernetzung Europas bei. Heute ist der Canal du Midi nicht nur ein historisches Denkmal, sondern auch ein beliebtes Touristenziel. Die Ufer des Kanals bieten Möglichkeiten zum Wandern, Radfahren und Bootfahren. Die malerischen Dörfer entlang des Kanals laden zu Erkundungen ein, und die reiche Flora und Fauna in der Umgebung machen ihn zu einem Paradies für Naturliebhaber. Seit der Einstellung der Handelschifffahrt auf dem Canal wird er fast nur noch touristisch genutzt.

Côte du Midi

Zahlreiche Sehenswürdigkeiten, Orte und Ausflugziele an dieser Küste im Süden Frankreichs gibt es zu entdecken. Narbonne und die 34 Dörfer aus der sich die Côte du Midi zusammensetzt, bieten Interessantes zum erkunden:

  • Stadt Narbonne mit Palast, Kathedrale Regionalmuseum Narbo Via und Markthalle
  • Terra-Vinea in der Stadt Portel-des-Corbiéres ( unterirdische Galerien eines alten Gipsberwerks)
  • Le Somail und der Canal du Midi
  • Abtei von Fontfroide
  • Afrikanisches Reservat von Sigean

Verwendete Quellen:

Office de Tourismus Béziers: Die Schleusentreppe von Fonseranes und der Canal du Midi, Infobroschüre

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Canal_du_Midi, abgerufen 06.09.2023